Die Abkehr der USA von Europa veranlasst die Türkei, die EU-Mitgliedschaft wieder die Agenda zu setzen. Doch Ankaras Vorstoß lässt in Griechenland und Zypern die Alarmglocken läuten.
Ronald Meinardus
Nach Jahren der diplomatischen Isolation erlebt Damaskus einen Ansturm hochrangiger Besucher mit einem politischen Auftrag. Der Sturz des Assad-Regimes hat ein Vakuum hinterlassen, das jene anzieht, die dabei sein wollen, wenn es unter neuen Vorzeichen um Macht und Einfluss geht.
Nach fast einem Jahr produktiver Verhandlungen gerät die türkisch-griechische Annäherung ins Stocken. Der Grund dafür liegt nicht nur in den heiklen Hoheitsfragen in der Ägäis.
Warum die Absage des Treffens im Weißen Haus ein Rückschlag für die amerikanisch-türkischen Beziehungen ist – und Joe Biden und Recep Tayyip Erdoğan daraus trotzdem Vorteile ziehen.

Warum Erdoğans pro-westliche Wendung den Druck auf Berlin erhöht, die restriktive Haltung zum Rüstungsdeal mit Ankara zu revidieren.

Am Anfang seiner Nahost-Tour machte US-Außenminister Blinken zunächst Halt in Istanbul und auf Kreta. Was die türkisch-griechische Rivalität in Sachen Rüstung mit dem schwedischen NATO-Beitritt und dem grünen Licht der Bundesregierung für Eurofighter-Lieferungen an Saudi-Arabien zu tun hat.

Noch vor wenigen Jahren lagen Griechenland und die Türkei auf Konfrontationskurs. Warum die Chance auf einen diplomatischen Durchbruch im östlichen Mittelmeer nun so günstig wie lange nicht mehr sind – und wie sich die Bundesrepublik als Vermittler bewähren kann.

Vor hundert Jahren beschlossen die Türkei und Griechenland einen Bevölkerungsaustausch. Bis heute scheiden sich die Geister: Schuf das Abkommen von Lausanne einen verlässlichen Frieden oder vergiftete er das Verhältnis zwischen Athen und Ankara?