Vor einer Offensive gegen Mosul müssen irakische Truppen mehrere IS-Hochburgen am Euphrat einnehmen. Doch sowohl die Armeeführung unter Premier Abadi als auch schiitische Milizführer wollen als Bezwinger der Dschihadisten gesehen werden.
Hauke Feickert
Versöhnen statt spalten? Der neue irakische Premier will Rechtsstaatlichkeit stärken und alle Volksgruppen gleichbehandeln. Aber diejenigen, die für ihn den »Islamischen Staat« bekämpfen, führen womöglich anderes im Schilde.
Innerhalb von Tagen schickte Iran Hilfsgüter, Militärberater und Spezialeinheiten. In der Krise haben schiitische und kurdische Iraker erkennen müssen, sich im Ernstfall nur auf die schnelle Unterstützung aus Teheran verlassen zu können.
Im Irak gewinnen Dschihadisten an Boden – und profitieren dabei vom Parteienzwist in Bagdad nach den Parlamentswahlen. Hat sich Premier Maliki verpokert und das Land in einen neuen Bürgerkrieg gestürzt?
In Falludscha und Ramadi sind Proteste gegen die Regierung Maliki in einen offenen Aufstand umgeschlagen. Der Premier hat eine Konfrontation herbeigeführt, in der er sich für eine dritte Amtszeit empfehlen oder endgültig scheitern kann.
Jahrelang versäumte es die irakische Politik, die Probleme des Landes anzugehen. Jetzt schließen sich immer mehr Frustrierte sunnitischen und schiitischen Milizen an. Die Staatsmacht schaut der Eskalation hilflos zu.
Auch im Irak brachen 2011 massenhafte Bürgerproteste gegen Korruption und Gewalt aus. Nach zwei Jahren flammt die Wut erneut auf. Doch heute ist es allein die sunnitische Bevölkerung, die sich gegen die Führung in Bagdad wehrt.
Bagdad und Erbil leisteten sich im November zehn Tage Militärkonfrontation und Krisenmanagement. Die rote Linie wurde nicht überschritten, doch im Streit um Grenzen und Einfluss im Irak sind die Fronten verhärtet.