Man würde eine umfangreiche Auswahl an Fanartikeln erwarten an Nelson Mandelas 95. Geburtstag – Kappen, T-Shirts, Tassen, diverse Postkartenmotive mit seinem Konterfei. Doch ein Streifzug durch Kapstadts Waterfront überrascht.
Nelson Mandela, überlebensgroß und aus traditionellen Perlen gefertigt, gibt eine prima Fotokulisse für Touristen her. Das muss sich der Manager des »Out Of Africa«-Souvenirladens gedacht haben, als er die Figur am Eingang des Geschäfts platziert hat. Im Ladeninneren hingegen sucht man lange nach dem Antlitz des ehemaligen Präsidenten. Postkarten, Magneten, T-Shirts: Fehlanzeige.
Brand Manager Munier Bardem erklärt den Warenmangel: »Die ganze Sache ist etwas kontrovers momentan, alle Artikel müssen durch die Mandela Foundation abgesegnet werden. Wir können nichts verkaufen, das Mandelas Gesicht zeigt.« Sollte er es dennoch tun, könne der Laden laut Bardem von der Stiftung verklagt werden. Sein Warenangebot beschränkt sich deshalb auf die offiziellen »Mandela Day«-T-Shirts, ein simpler Schriftzug neben der Silhouette des Freiheitskämpfers.
Im nächsten Laden zeigt Mitarbeiter Mkhuseli ein bunt bemaltes Straußenei. Darauf prangt Mandelas lächelndes Gesicht und das Wort »Madiba«, Mandelas Clan-Name, mit dem er häufig bezeichnet wird. Aber wo befinden sich die Shirts und Flaggen? Mkhuzeli zuckt mit den Schultern, das sei alles, was er im Angebot habe. Das Straußenei und ein USB-Stick aus Plastik mit einem Mandela-Zitat. In zwei weiteren Läden bietet sich dasselbe Bild: Außer den bekannten »Mandela-Day«-T-Shirts gibt es keine Madiba-Fanartikel zu erstehen.
Am anderen Ende der Kapstadter Waterfront hat die Suche ein Ende: Nelson Mandela lächelt von Büchern, zwei Postkarten und sogar einer Kaffeetasse. Ort der relativen Merchandise-Fülle: der »Robben Island Store«, eine Art Museumsshop im Anlegehaus der Robben-Island-Fähre. Mehrmals täglich fahren Touristen von hier zur Gefängnisinsel, auf der Nelson Mandela 18 Jahre inhaftiert war.
Kein Souvenirhändler kommt an der »Nelson Mandela Foundation« vorbei
Laden-Manager Adeeb Essa zeigt die Beststeller: Nelson Mandelas autobiographisches Buch »Long Walk To Freedom« und T-Shirts mit seiner Gefängnisnummer 466/64. Den Genehmigungsprozess verstehe er zwar nicht im Detail, aber alle Artikel in seinem Laden seien offiziell abgesegnet, auch die Kupfer-Armreifen mit eingravierter Gefängnisnummer, ein weiterer Verkaufsschlager für umgerechnet 20 Euro pro Stück.
Regelmäßig bekomme er Mandela-Ware von Händlern angeboten, berichtet Essa, müsse aber stets ablehnen: »Ich folge den Regeln.« Was die Regeln sind, bestimmt die »Nelson Mandela Foundation« mit Sitz in Johannesburg. 1999 gegründet, kümmert sich die gemeinnützige Organisation um das geistige Erbe des ehemaligen Präsidenten. Heather Henriques, Leiterin der Abteilung »Intellectual Property and Governance«, klärt auf: »Mr. Mandela möchte nicht, dass sein Name oder Abbild für kommerzielle Zwecke verwendet wird, deswegen können wir solchen Nachfragen auch nicht zustimmen.«
Abbild und Name Mandelas sind eine auf die »Nelson Mandela Foundation« eingetragene Marke – keiner, der legale Fanartikel produzieren will, kommt also an ihr vorbei. »Pro Monat bekommen wir um die 200 bis 250 Anfragen«, so Henriques, »wir lehnen jedoch alle Produkte mit kommerzieller Absicht ab. Bei den nicht-kommerziellen Anfragen stimmen wir in ungefähr einem von zehn Fällen zu.«
Der Erlös aus »nicht-kommerziellen Produkten«, also auch aus den T-Shirts und Armbändern im »Robben Island Shop«, fließe in die Projekte der »Nelson Mandela Foundation«. Und wenn ein Künstler nun ein Bild von Herrn Mandela malt und verkaufen will? Ein Original sei kein Problem, meint Henriques, eine Vervielfältigung könne jedoch Konsequenzen haben. Der Schutz vor einem Ausverkauf Nelson Mandelas scheint weitgehend zu funktionieren, zumindest in den offiziellen Souvenirgeschäften. Ob er gegen die Gier seiner eigenen Verwandtschaft hilft, ist fraglich.