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HSBC in der MENA-Region

Wenn's am schönsten ist...

Analyse

Der britische Bankkonzern HSBC verzeichnet Milliardengewinne in der MENA-Region und doch will das Unternehmen das Privatkundengeschäft drastisch zusammenkürzen. Eine kluge Entscheidung?

»2011 war das Jahr, in dem unsere Geschäftsstrategie für Nahost Früchte getragen hat«, verkündete HSBC Nahost-Chef Simon Cooper auf einer Pressekonferenz am 28. Februar in Dubai. Der Gesamtkonzern hatte da gerade einen Bruttogewinn von 21,9 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2011 verkündet, der hauptsächlich von starken Zahlen aus den Schwellenländern getragen wurde, während Europa wie auch Nordamerika weit abfielen.

 

Auf die MENA-Region entfielen dabei 1,5 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz 2,6 Milliarden US-Dollar. Dieser stieg im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent an. Insbesondere in den Schwerpunktländern VAE und Saudi-Arabien blicke man auf ein erfolgreiches Jahr zurück, so Cooper. Der Arabische Frühling hätte dabei kaum Auswirkungen aufs Geschäft gehabt. Außer in Katar und Jordanien habe man in jedem arabischen Land den Gewinn steigern können.

 

Trotz der guten Zahlen plant das Bankunternehmen laut einer Reuters-Meldung jedoch, sich in diesem Jahr aus dem Privatkundengeschäft im Nahen Osten und Nordafrika weitgehend zurückzuziehen. Der Wettbewerb mit anderen Bankhäusern sei in der Region zu groß und der Markt verglichen mit dem für Geschäftskunden nicht rentabel genug, so die Quelle.

 

Tatsächlich habe man die Zahl der zuständigen Managerstellen bereits von mehr als 50 im Jahr 2010 auf lediglich zehn reduziert. Auch die Menge der Banker wolle man zurückfahren. 2008 beschäftigte HSBC noch 200 dezidierte Privat-Banker in der Region. Der frühere HSBC-Leiter für Globale Märkte Nahost und Afrika, Mark Stadler, sei inzwischen von seinem Posten abgezogen und nach London zurück versetzt worden, was der Konzern inzwischen bestätigte.

 

12 bis 15 Prozent Eigenkapitalrendite

 

»Wir werden unser Privatkundengeschäft nicht schließen und es steht auch nicht zum Verkauf«, so ein Pressesprecher. Die Region verbleibe ein Schlüsselmarkt für HSBC. Hintergrund für die Entscheidung ist ein striktes Restrukturierungsprogramm, das sich der Konzern selbst verordnet hat, um das gesteckte Ziel von 12 bis 15 Prozent Eigenkapitalrendite im Jahr 2013 erreichen zu können.

 

Hierfür entließ HSBC im vergangenen Jahr bereits 11.000 Mitarbeiter und trennte sich von unrentablen Geschäftsbereichen. HSBC Holdings-CEO Stuart Gulliver sprach auch mit Blick auf die aktuellen Geschäftszahlen von einer »Herausforderung«, schließlich gingen den gegenwärtigen Wachstumszahlen in den Schwellenländern massive Investitionen voraus. Dort stiegen die Lohnkosten im Gegensatz zum europäischen Markt im letzten Jahr um rund eine Milliarde US-Dollar an.

 

Das Jahr 2012 wird zu einem entscheidenden für Europas größte Bank. Kam man 2009 ohne Staatshilfen durch die Finanzkrise, so könnten es jetzt, überzogene Gewinnziele sein, die das Finanzinstitut vom Sockel stoßen könnten. Baut sie jedoch erfolgreich auf ihren Qualitäten im Umgang mit Geschäftskunden, hat sie gute Chancen gegenüber ihren krisengeschwächten Konkurrenten in den Schwellenländern an Boden gut zu machen. Drei Viertel ihres Gewinns kamen im vergangenen Jahr bereits von dort.

Von: 
Nils Metzger

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