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Profil: Samer Foz

Und der Walfisch, der hat Zähne

Portrait
Profil: Samer Foz
Samer Foz ist zu einem der wichtigsten Geschäftsmänner Syriens aufgestiegen. W PRODUCTION, DUBAI

Samer Foz ist zum wichtigsten Geschäftsmann Syriens aufgestiegen. Ist er ein Strohmann Assads?

In Syrien werden die ganz dicken Geschäfte als Ozean bezeichnet, die großen Tiere sind die Wale. Vor 2011 gab es nur einen von ihnen: Rami Makhlouf, Cousin und Kindheitsfreund von Baschar Al-Assad. Makhlouf hat sich zumindest offiziell zurückgezogen, das lässt Raum für andere.

  

Einer, der die Lücke füllt, ist Samer Foz. Für viele Syrer ist der 45-Jährige bereits der neue Makhlouf. Ihm gehört das größte Stahlwerk des Landes, er ist an der Autoproduktion beteiligt, im Immobiliengeschäft und in der Zuckerfabrikation tätig. Als er die Lizenz für die größte Zuckerraffinerie Syriens erhielt, gelang es ihm, über eine tunesische Firma Maschinen von der Braunschweiger BMA geliefert zu bekommen. Alle Welt fragte sich: Warum unterliegt er keinen Sanktionen?

 

»Wenn ich sanktioniert werden sollte, müssten auch die Vereinten Nationen Sanktionen unterliegen«, sagte Foz dem Wall Street Journal, aus allen militärischen und politischen Angelegenheiten halte er sich raus. Doch Kritiker sehen in ihm alles andere als einen Gutmenschen, vielmehr zeichneten ihn zwei Eigenschaften aus: Loyalität und Brutalität.

 

Aufgewachsen ist der Sunnit in der Küstenstadt Latakia. Seinen Aufstieg im autoritären syrischen Regime verdankte er der Protektion von Dhu Al-Himma Shalish, einem Cousin von Baschar Al-Assad und Chef von dessen Leibgarde.

  

Mordvorwürfe und Geschäfte mit dem IS – alle Welt fragt sich: Warum steht Samer Foz nicht längst auf der Sanktionsliste?

 

Im August 2013 wurde in Istanbul die Leiche eines ukrainisch-ägyptischen Geschäftsmannes gefunden, angeblich hatte er Foz um eine Weizenlieferung im Wert von 14 Millionen US-Dollar geprellt. Foz wurde festgenommen, die türkische Justiz warf ihm vor, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Wegen Manipulation von Beweisen wurde er sogar verurteilt. Foz bestritt die Vorwürfe, 2014 wurde er auf Kaution freigelassen.

 

Einen weiteren Vorwurf weist er als Rufschädigung durch die Konkurrenz zurück. Er soll vom IS verschimmelten Weizen gekauft, ihn in der Türkei als russische Ware umdeklariert haben, um sie dann in Nordsyrien wieder zu verkaufen.

 

Sein Aufstieg hat auch die Europäer und Amerikaner auf ihn aufmerksam werden lassen, Sanktionen werden inzwischen geprüft, wobei Foz bisher noch unbehelligt durch Europa reist und wohl auch vor kurzer Zeit in Deutschland war. In Syrien gilt Foz dem Regime als Hoffnungsträger für den Wiederaufbau. In der Bevölkerung machen längst Gerüchte die Runde. Steht er Baschar Al-Assad näher oder doch dessen Bruder Maher? Ist er der sunnitische Strohmann Irans? Schließlich hat er viele Firmen von Sunniten aufgekauft, die das Land verlassen haben. Andere wiederum halten ihn für einen Mann der Russen.

 

Bislang ist es ihm mit seiner Aman Holding mit Standorten in Syrien, der Türkei und Dubai gelungen, von Sanktionen weitgehend verschont zu bleiben. Das nächste große Ding soll der Wiederaufbau in Syrien werden. Er hat bereits die Rechte für den Bau von drei Hochhäusern und mehreren weiteren Gebäuden im geplanten Luxusviertel »Marota City« erworben.

  

Für das Regime ist »Marota City« ein Prestigeprojekt. Die Neubauten sollen nahe der iranischen Botschaft in Damaskus entstehen. Zu Beginn des Aufstands 2011 war die Gegend eine Hochburg der Opposition. Viele, die hier Grund und Boden besaßen, wurden zum Verkauf gezwungen – unter anderem an Samer Foz.

Von: 
Sam Alrefaie

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