Erst verarbeitete der syrische Maler und Architekt Mohamed Al-Mufti den Syrienkrieg. In Beirut wurde er dann zum Chronisten einer wahrgewordenen Dystopie.
In seiner Ausstellung »And then Stillness« präsentierte Mohamed Al-Mufti eine Chronik der politischen und sozialen Krise in Beirut. Seine Werke zeigen eine Stadtgesellschaft in Paralyse. Versteinert statt in Bewegung, isoliert statt im Austausch. Eine schmerzhaft genaue Beobachtung der Stadtlandschaft und ihrer symbolhaften Architektur, die von Dauerprotesten, Wirtschaftskrise, politischem Stillstand, Depression und dem Schatten des nicht enden wollenden Krieges in Syrien geprägt ist.
Ort der Ausstellung war das Hafenviertel Gemmayze, zusammen mit dem benachbarten Mar Mikhael, Herz der trotz allem pulsierenden Kreativszene der Stadt. Dann kam der 4. August 2020 und die die Explosion von 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat im Hafen von Beirut, die eine fast unvorstellbare Zerstörung weiter Teile der Stadt zur Folge hatte.
Auch die Galerie, die Al-Muftis Ausstellung zeigte, wurde schwer beschädigt, sowie zahlreiche Werke des syrischen Künstlers. Eine Zerstörung, die sich teils subtil in kleinen Rissen manifestiert, teils die Kunstwerke bis zur Unkenntlichkeit entstellt hat. Die Bilder avancierten zu stillen Zeitzeugen der Katastrophe und gewannen durch den Verlust eine weitere Bedeutungsebene.
Mohamed Al-Mufti floh 2012 vor dem Krieg in Syrien nach Beirut. Der Künstler hat schon in vielen Ländern ausgestellt, unter anderem in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Italien und Finnland. Eine besondere Verbindung hat er zu Frankreich, wo er studiert hat.
Bekannt wurde er durch seine künstlerische Verarbeitung des Syrien-Krieges und dessen Symbolhaftigkeit. Seine zentrale Fragestellung lautet dabei: Was bedeutet kollektives Erinnern? Was bleibt und was zählt?