Beatrix aus den Niederlanden hat ihren Kopf durchgesetzt und reist zu den Königshäusern am Golf. In Europa erntet sie Kritik – auch für ein kleines blaues Tuch.
Fast hätte man sie nicht erkannt. Der schwarze Stoff reicht bis zum Boden, verhüllt die Frau von oben bis unten. Ihr Kopf steckt unter einem blauen Tuch. Nur ihr Hut – den sie trotz Kopftuchs trägt – verrät Beatrix. Ein bisschen sieht sie damit aus, als trage sie eine Vase auf dem Hals.
Diese Woche ist Beatrix, Königin der Niederlande, auf der arabischen Halbinsel unterwegs. Am Sonntag schritt sie in einer Abaya, durch die Sheikh-Zayed-Moschee in Abu Dhabi, am Dienstag wird sie in Oman zum Staatsbesuch erwartet. Nicht jeder zuhause ist darüber glücklich.
Seit einem Jahr wird über das Treffen der Könige gestritten. Bereits 2011 hätte Beatrix Oman besuchen sollen. Wegen der Aufstände damals wurde ein offizielles Treffen abgesagt. Offiziell, weil sich das Parlament in Den Haag um die Sicherheit seiner Königin sorgte. Inoffiziell auch, weil ein Staatsbesuch ein falsches Zeichen hätte setzen könnte: Die Regierung hatte vor einem Jahr Aufstände unter anderem in Sohar und der Haupstadt Maskat niedergeschlagen.
Beatrix fuhr damals trotzdem – nur eben als Privatbesuch. Sie war ohne Hut unterwegs. Nur wenn Beatrix die Niederlande vertritt, in offizieller Mission unterwegs ist, trägt sie ihn – als Ersatz für die Krone. Das private Abendessen mit dem Sultan von Oman, Qabus ibn Said, brachte ihr einige Kritik in Holland ein.
Keine Parlamentsdebatte über die Garderobe der Königin
Nun ein knappes Jahr später ist sie mit ihrem Sohn Willem-Alexander und dessen Frau Maxima wieder in Oman: Es soll dabei unter anderem um Frauenrechte und den Handel mit Europa gehen. Der Rotterdamer Hafen beispielsweise, der größte Hafen Europas, hat sich in der Hafenstadt Sohar eingekauft. Auch in den vergangenen Tagen in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten standen der Handel zwischen der arabischen Halbinsel und Europa bereits im Mittelpunkt.
Trotzdem bleibt für einige Parlamentarier in Den Haag ein bitterer Beigeschmack: »Die Königin käme doch auch nicht auf die Idee, Iran zu besuchen«, rief ein Oppositionspolitiker. Auch Amnesty International sorgt sich um die Meinungsfreiheit in Oman, im vergangenen Jahr seien mehrere Blogger misshandelt oder festgenommen worden, nachdem sie die Politik des Herrschers, Sultan Qabus, kritisiert hatten.
Hollands Premier Mark Rutte erklärte, vor einem Jahr wäre der Staatsbesuch verschoben worden, »bis mehr Stabilität herrscht«. Das sei nun der Fall. »Wir haben nicht gefordert, dass Oman eine ideale Demokratie wird.« Würde man dieses Maß anlegen, blieben kaum Länder übrig, die die Königin besuchen könne.
Als die ersten Fotos vom Moschee-Besuch der Königin auftauchten, reagierte Geert Wilders rechtspopulistische »Partei für die Freiheit« schnell: Mit dem Tragen des Kopftuchs legitimiere Beatrix die Unterdrückung der Frau. Gerne hätte Wilders auch eine Diskussion im Parlament über die Garderobe der Fürstin angezettelt – andere Parteien reagierten darauf allerdings mit Kritik bis Spott. Geert Wilders, so die linke Partei »D66«, setze an der Klagemauer in Jerusalem schließlich auch eine Kippa auf.