Lesezeit: 8 Minuten
Sachbuch-Bestseller aus zwei Jahrzehnten

Der Todenhöfer ist ein Meister aus Deutschland

Feature
Jürgen Todenhöfer
Jürgen Todenhöfer Foto: Frédéric Todenhöfer

Junge Frauen als Opfer, alte Männer, die breitbeinig die Welt erklären. Klingt wie #MeToo, sind aber die erfolgreichsten Sachbuchtitel über den Orient und den Islam der letzten 20 Jahre.

1999

Waris Dirie
»Wüstenblume«

Schönheit und Schmerz – für den Buchmarkt eine unschlagbare Kombination. Dazu ein wichtiger Augenmerk auf die Genitalverstümmelung bei jungen Frauen

Beste Platzierung: 1

Wochen in der Top Ten: 49

 

2000

Malika Oufkir

»Michèle Fitoussi: Die Gefangene. Ein Leben in Marokko«

Hochwohlgeboren, dann schlimm behandelt, aber die Freiheit wiedererkämpft. Betty Mahmoody hat viele Töchter. Frauenschicksale gehen eigentlich immer.

Beste Platzierung: 8

Wochen in der Top Ten: 16

 

2001

Ahmed Rashid

»Taliban – Afghanistans Gotteskrieger und der Dschihad«

Der 11. September lässt grüßen. Aber der Terror der Taliban in Afghanistan ist nicht vom Himmel gefallen. Ahmed Rashid sucht nach Ursachen.

Beste Platzierung: 3

Wochen in der Top Ten: 7

 

2002

Waris Dirie

»Nomadentochter«

Wer einmal oben steht, schafft es auch wieder dahin. Trotz starker Konkurrenz, insgesamt landen neun Sachbücher über den Nahen und Mittleren Osten in den Top Ten.

Beste Platzierung: 1

Wochen in der Top Ten: 32

 

2003

Peter Scholl-Latour

»Kampf dem Terror – Kampf dem Islam? Chronik eines unbegrenzten Krieges«

An die »Stupid White Men« von Michael Moore kommt er zwar nicht heran, unter den Islamerklärern sucht PSL aber seinesgleichen.

Beste Platzierung: 2

Wochen in der Top Ten: 19

 

2004

Peter Scholl-Latour

»Weltmacht im Treibsand. Bush gegen die Ayatollahs«

Titelverteidigung. Wenn zur raunenden Autorität des alten Mannes noch eine gehörige Prise Ameri-kakritik dazukommt, ist der Bestseller garantiert.

Beste Platzierung: 1

Wochen in der Top Ten: 18

 

2005

Ayaan Hirsi Ali

»Ich klage an. Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen«

Junge Frau auf den Spuren von Émile Zola, um mit Islamkritik zu punkten. Gibt kaum ein besseres Rezept für einen Bestseller.

Beste Platzierung: 1

Wochen in der Top Ten: 14

 

2006

Henryk M. Broder

»Hurra, wir kapitulieren. Von der Lust am Einknicken«

Auch alte Männer können Islamkritik – polemisch, pointiert formuliert und der Einfachheit auch so pauschalisierend, dass es für die Top Ten reicht.

Beste Platzierung: 5

Wochen in der Top Ten: 7

 

2007

Peter Scholl-Latour

»Zwischen den Fronten. Erlebte Weltgeschichte«

Niemand beherrscht die Kunst des Selbstzitats so grandios wie PSL. Vorteil für den Leser: Er fühlt sich bestätigt. Vorteil für den Autor: Die Bücher schreiben sich schneller.

Beste Platzierung: 3

Wochen in der Top Ten: 7

 

2008

Peter Scholl-Latour

»Zwischen den Fronten. Erlebte Weltgeschichte«

An die Weisheit der welterklärenden Cassandra kommt so schnell niemand heran, noch nicht einmal Jürgen Todenhöfer, der es mit triefender Islamempathie probiert.

Beste Platzierung: 3

Wochen in der Top Ten: 8

 

2009

Nojoud Ali mit Delphine Minoui

»Ich, Nojoud, zehn Jahre, geschieden«

Die männlichen Bestsellerautoren werden immer älter und onkelhafter, die Frauen immer jünger, ihre Schicksale tragischer.

Beste Platzierung: 10

Wochen in der Top Ten: 1

 

2010

Thilo Sarrazin

»Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen«

Ein mäßig eloquenter Ex-Finanzsenator schürt Angst vor Kopftuchmädchen und ganz Deutschland zittert.

Beste Platzierung: 1

Wochen in der Top Ten: 17

 

2011

Thilo Sarrazin

»Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen«

In Arabien herrscht Frühling und Deutschland begeistert oder echauffiert sich weiter über einen Hobby-Genetiker, Hobby-Demographen und Hobby-Islamologen.

Beste Platzierung: 1

Wochen in der Top Ten: 23

 

2012

Peter Scholl-Latour

»Die Welt aus den Fugen. Betrachtungen zu den Wirrungen der Gegenwart«

»Er ist wieder da« steht in der Belletristik ganz weit oben. Scholl-Latour dagegen war nie weg.

Beste Platzierung: 3

Wochen in der Top Ten: 10

 

2013

Malala Yousafzai mit Christina Lamb

»Ich bin Malala. Das Mädchen, das die Taliban erschießen wollten, weil es für das Recht auf Bildung kämpft«

Der Nobelpreis war für den Einsatz für Bildung und Frieden, nicht für Literatur.

Beste Platzierung: 2

Wochen in der Top Ten: 10

 

2014

Peter Scholl-Latour

»Der Fluch der bösen Tat. Das Scheitern des Westens im Orient«

Wenn zur raunenden Autorität des alten Mannes noch eine gehörige Prise Amerikakritik dazu-kommt, ist der Bestseller garantiert. Das stand schon mal hier? Ach so.

Beste Platzierung: 1

Wochen in der Top Ten: 14

 

2015

Jürgen Todenhöfer

»Inside IS – 10 Tage im ›Islamischen Staat‹«

Der Grusel vor den Barbaren des IS. Insgesamt elf Titel zum Nahen Osten tummeln sich in der Bestsellerliste. Aber keiner schreibt so märchenhaft wie Todenhöfer.

Beste Platzierung: 1

Wochen in der Top Ten: 28

 

2016

Jürgen Todenhöfer

»Inside IS – 10 Tage im ›Islamischen Staat‹«

Mit der Titelverteidigung steht endgültig fest: Todenhöfer ist der legitime Erbe von Peter Scholl-Latour. Michael Lüders muss sich noch ein paar graue Haare wachsen lassen.

Beste Platzierung: 3

Wochen in der Top Ten: 12

 

2017

Souad Mekhennet

»Nur wenn du allein kommst. Eine Reporterin hinter den Fronten des Jihad«

Eine junge Frau und der Grusel vor dem IS. Manchmal schützt auch guter Journalismus nicht vor der Bestsellerliste.

Beste Platzierung: 5

Wochen in der Top Ten: 2

 

2018

Thilo Sarrazin

»Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht«

Hat da jemand Stamm- und Büchertisch verwechselt?

Beste Platzierung: 1

Wochen in der Top Ten: 12

 

2019

Jürgen Todenhöfer

»Die große Heuchelei. Wie Politik und Medien unsere Werte verraten«

Wenn zur moralisierenden Autorität des alten Mannes noch ein Paar Sandsäcke Amerikakritik dazukommen, ist der Bestseller garantiert.

Beste Platzierung: 3

Wochen in den Top Ten: 16 (bis Spiegel-Ausgabe 28/2019)

Von: 
Moritz Behrendt

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