Ein Bildband kartographiert den Moscheebau in Europa und wirft die Frage auf: Welche ästhetischen Merkmale gehören eigentlich zu einem islamischen Gotteshaus?
Wie sieht der Islam in Europa aus und wie sehen Muslime in Europa sich und ihre Umgebung? Dieser Beitrag ist Teil unserer begleitenden Berichterstattung zur vierten Rundes des zenith-Fotopreises.
Wie sehen Moscheen in Europa eigentlich aus? Unterscheiden sie sich stark von ihresgleichen in der islamischen Welt? Und was bedeuten den Muslimen in Europa eigentlich »ihre« Moscheen?
Auf diese Fragen versucht Christian Welzbacher in »Europas Moscheen – Islamische Architektur im Aufbruch« eine Antwort zu geben. Welzbacher ist Kunsthistoriker und Journalist. Bereits in der Vergangenheit beschäftigte er sich mit islamischer Architektur und trifft mit seinem aktuellen Werk den Nerv der Zeit.
»Europas Moscheen« gibt eine Einführung in die Kunst der islamischen Architektur, aber auch in den politischen und gesellschaftlichen Diskurs, den der Bau einer Moschee mit sich bringt. Als wichtig erachtet Welzbacher die symbolische Funktion von Moscheen außerhalb der eigentlichen islamischen Welt. »Wer endgültig an einer Stätte bleiben will, sucht ein angemessenes Haus, in dem er zu Gott beten kann«. Für ihn sind die Gründe für den Bau einer Moschee in Europa vielfältig – und nicht immer politischer Natur.
Sie können ebenso pragmatisch begründet sein, als ein »Akt des Bekenntnisses« des Muslims zu seiner Religion, aber eben auch zu dem Land, in dem er Leben will. Am politischen Teil wird allerdings dennoch nicht gespart, so erklärt er unter anderem, dass es keine einheitliche Handhabung zur Finanzierung des Moscheebaus in Europa gibt. Welzbacher stellt die These auf, dass sich eine europäisch-islamische Architektur entwickeln muss, die sich von der traditionell-islamischen Bauweise unterscheidet.
Mit aufschlussreichen Erklärungen führt Welzbacher den Leser durch die Epochen und Entstehungsgeschichte der europäischen Moscheen und erläutert dabei auch externe Einflüsse auf deren Entwicklung und gibt Exkurse in das außereuropäische Ausland. Untermauert werden seine Ausführungen durch zahlreiche Fotografien der beschriebenen Moscheen.
Wie ein roter Faden ziehen sich die Begriffe Moderne und Aufbruch, wie bereits der Titel verrät, durch das Buch. Der Autor möchte so darauf aufmerksam machen, dass sich der Bau von Moscheen in Europa meist der Einbeziehung ästhetischer Kriterien verschließt, wie Welzbacher meint vor allem durch den Ausschluss von Architekten bei der Planung. Er appelliert an ein Leitbild, das die Dichotomie zwischen futuristisch-modern und traditionell-konservativ überwindet und die Tür für einen europäisch-islamischen Baustil öffnet. Er gibt dem Leser aber auch Anreize zum Nachdenken über den kulturellen Aspekt des Moscheebaus im Zusammenleben von Muslimen und Nichtmuslimen in der Gesellschaft mit auf den Weg.
Europas Moscheen
Islamische Architektur im Aufbruch
Christian Welzbacher
Deutscher Kunstverlag, 2017
112 Seiten, 16,90 Euro
Wie sieht der Islam in Europa aus und wie sehen Muslime in Europa sich und ihre Umgebung? Dieser Beitrag ist Teil unserer begleitenden Berichterstattung zur vierten Rundes des zenith-Fotopreises 2017. Alle Infos zu Modus und Teilnahme finden Sie hier.