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Follow Friday: Ölstreit zwischen Saudi-Arabien und Russland

Bis zum letzten Tropfen

Analyse
Follow Friday

Die OPEC und Russland können sich nicht auf eine Drosselung der Ölfördermenge einigen. Nun eskalierte der Streit – mitten in der Corona-Pandemie. Auf Twitter wird diskutiert, welche Folgen der Preiskrieg zwischen Moskau und Riad für die Region hat.

Seitdem die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft lahmlegt, ist auch die Nachfrage nach Rohöl zurückgegangen. Die OPEC und einige andere Öl produzierende Staaten wollten daher in bekannter Manier ihre Förderung ab April herunterfahren, um den Preis kurzfristig zu stabilisieren. Vor allem Russland will aber genau das verhindern, denn Moskau befürchtet, der unter dem Preistief leidenden US-Schieferölindustrie ansonsten ungewollt aus der Misere zu helfen. Am Wochenende dann platzten die Verhandlungen. Der staatliche saudische Ölkonzern Aramco soll auf Anweisung des Energieministeriums die Fördermenge nun drastisch erhöhen und den Mark fluten. Die Rohölpreise sind seit dieser Woche um bis zu 30 Prozent gefallen.

1.) Javier Blas

Javier Blas ist Korrespondent beim Medienkonzern Bloomberg. Er schreibt über Entwicklungen im globalen Energie-, Bergbau- und Landwirtschaftssektor. Blas vermeldet, ein Termin zur Beilegung des Konfliktes zwischen Russland und Saudi-Arabien kommende Woche sei gescheitert. Eine neue Eskalationsstufe, mit der die Gefahr eines bedrohlichen Preisverfalls am Weltölmarkt weiter steigt.

 

2.) Rachel Maddow

Rachel Maddow vom US-amerikanischen Nachrichtensender MSNBC macht auf die fatalen Nebenwirkungen des Preisverfalles für Staaten wie Iran und Irak aufmerksam – zwei Länder, deren Haushalte nahezu ausschließlich von den Öleinnahmen abhängen. Zudem leidet vor allem der Iran unter der grassierenden Corona-Krise. Dort verbreiten Teile der Führung die Version, dass hinter der saudischen Ölpolitik eine gezielte Attacke in Richtung Teheran stecke.

 

3.) South China Morning Post

Profitieren könnte am Ende hingegen China. Vor allem die chinesische Wirtschaft befindet sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie im freien Fall – Produktion und Handel sind weitgehend lahmlegt. Die South China Morning Post schreibt nun, das Preistief könne für neuen Schwung in der Volksrepublik sorgen, indem die geringe Nachfrage durch geringe Preise aufgefangen wird.

 

4.) Gregg Carlstrom

Gleichzeitig stellt sich die Frage, wer die riesigen Mengen an zusätzlichem Öl kaufen soll. Reihenweise schließen Länder im Zuge der Corona-Krise ihre Grenzen und Häfen. Gregg Carlstrom ist Nahost-Korrespondent für The Economist. Er verweist auf den Umstand, dass Aramco nicht einmal genug Schiffe besitzt, um das Öl zu exportieren.

 

5.) Saad Abedien

Zusätzlich sieht sich Aramco derzeit heftiger Kritik ausgesetzt. Am Mittwoch kursierten diese Bilder aus der Aramco-Zentrale im Netz und lösen nicht nur beim Al-Jazeera-Journalisten Saad Abedien Entsetzen aus. Die nachträgliche Entschuldigung des Öl-Giganten konnte das Bild einer rassistischen und ausbeuterischen Unternehmenskultur beim staatlichen saudischen Ölkonzern kaum wieder einfangen.

Von: 
zenith-Redaktion

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