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Wiederaufbau

Guten Freunden gibt man ein...

Analyse
Antennenmast Damaskus
Foto: High Contrast

Der Wiederaufbau des kriegsgebeutelten Syrien gleicht einer riesigen Torte, die erst am Ende der Party angeschnitten wird. Assad verteilt die Sahnestücke - attraktive Aufträge in strategischen Wirtschaftsektoren - nur an seine treuen Freunde.

Karte

IRAN

Phosphatmine in Al-Sharqiya

Anfang 2017 unterzeichneten syrische und iranische Offizielle eine Absichtserklärung zur Kooperation bei der Ausbeutung einer Phosphatmine in Al-Sharqiya. Vermutlich wird die Mine in die Hände der Revolutionsgarden fallen. Das Gebiet in der Nähe von Palmyra wurde nämlich erst im März 2016 von den iranischen Elite-Truppen erobert.

 

Restaurierung des Energiesektors

Im September unterzeichnete Irans MAPNA Group gleich ein ganzes Paket an Verträgen. Der Bauunternehmer bekam den Zuschlag für den Wiederaufbau von Kraftwerken und Energieinfrastruktur in fünf syrischen Städten. Iran zielt darauf ab, das syrische Stromnetz über den Irak, mit der heimischen Infrastruktur zu verknüpfen und Strom nach Syrien zu exportieren. Gelingt der Anschluss bis ans Mittelmeer, würde die Regionalmacht das größte zusammenhängende Stromnetz in der islamischen Welt kontrollieren.

 

Aufbau des Mobilfunknetzes

Anfang 2017 unterzeichneten die Telekommunikationsminister beider Staaten ein Dokument, das Iran dazu berechtigt, ein Mobilfunknetz in Syrien zu betreiben. Den Aufbau der Infrastruktur wird MCI Hamrahe Avval übernehmen, ein Telekommunikationskonglomerat im Besitz von Stiftungen der Revolutionsgarden. Das füllt den ohnehin prallen Geldbeutel der »Pasdaran« und gibt den Truppen zudem die Möglichkeit, das Netz nachrichtendienstlich zu überwachen.

 


RUSSLAND

Dubiose Geschäfte im Erdölsektor

Berichten der russischen Investigativ-Plattform fontanka und der New York Times zufolge schaffte es die russische Firma Stroytransgaz, eine spektakuläre Übereinkunft mit der syrischen Regierung zu treffen. Der Konstrukteur für petrochemische Infrastruktur hilft, in Zusammenarbeit mit Söldnern der Wagner Group, Ölfördergebiete den Händen des »Islamischen Staats« zu entreißen. Im Gegenzug erhält Stroytransgaz Anspruch auf 25 Prozent Prozent der Einnahmen in den zurückeroberten Gebieten.

 


CHINA

Der Hafen von Tripoli

Der Libanon ist seit Ausbruch des Konflikts im Nachbarland seines ehemals wichtigsten Handelspartners beraubt. Vor allem der Hafen von Tripoli war wegen seiner strategischen Nähe zur Metropole Homs eine wichtige Anlaufstelle für syrische Importgüter. Wenn der Wiederaufbau des kriegsgebeutelten Landes ansteht, werden bis zu 30 Millionen Tonnen Fracht jährlich erwartet. Um dieses Aufkommen zu stemmen, ist eine Erweiterung der Hafenanlagen zwingend notwendig. Chinesische Handelsdelegationen im Libanon bekunden bereits ihr Interesse, den Ausbau des Hafens zu finanzieren und verschifften bereits sechs Kräne, um mit den Bauarbeiten zu beginnen.

 


INDIEN

Schwerindustrie in Hama

Die Arbeiten an der Erweiterung einer Recycling-Anlage für Altmetall in Hama haben bereits begonnen. Das Projekt wird vom indischen Konzern Apollo International zusammen mit einem syrischen Partner durchgeführt. Die Finanzierung des Vorhabens ist bereits in trockenen Tüchern. Die indische Regierung gewährt den syrischen Partnern einen Kredit in Höhe von 31 Millionen US-Dollar für die Projektfertigstellung. Die Ausrüstung zum Umbau der Anlage ist bereits in Syrien angekommen.

 

Die Wiederaufnahme alter Projekte

Bereits 2009 bekam der indische Staatskonzern Bharat Heavy Electrical Limited (BHEL) den Zuschlag, ein Wärmekraftwerk südöstlich von Damaskus aufzurüsten. Das 240 Millionen Dollar schwere Vorhaben kam jedoch kurz nach Ausbruch der Aufstände zum Erliegen. Nun gab die indische Regierung dem Konzern ihren Segen, die Arbeiten wiederaufzunehmen. 100 Millionen US-Dollar sind für den Rest der Umrüstung noch vorgesehen.

 

Die Phosphatminen des Landes

Laut Zein Abbas, Mitglied der Damaszener Handelskammer, diskutiert Indien mit der syrischen Regierung die Vergabe von Konzessionen für einige Phosphatminen im Zentrum des Landes. Phosphat ist eine der wertvollsten Exportgüter Syriens.

Von: 
Patrick Wagner

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