Sind Fachleute die besseren Außenpolitiker? Vor 100 Jahren trat der Orientkenner Friedrich Rosen als Deutschlands oberster Diplomat den Beweis an.
Wenige Tage nach Amtsantritt als deutscher Außenminister 1921 rezensierte die Vossische Zeitung Friedrich Rosens Übersetzung des achten Buches aus Sa'dis »Gulistan«. In einem Artikel mit der Überschrift »Umgang mit Menschen. Minister Rosen als Dolmetscher persischer Dichtung« zitierte das Blatt:
Ich habe euch meinen Rat gespendet
Mein Leben hab’ ich darauf verwendet
Und nehmt ihr meine Botschaft nicht an,
Der Bote hat doch seine Pflicht getan.
Die liberale Zeitung stellte fest, dass es ein neues Phänomen in der deutschen Politik sei, dass ein Staatsmann »sozusagen gelehrter oder gar poetischer Neigungen verdächtig« sei. In früheren Jahren hätte das Interesse eines Politikers an der »fernen Wunder- und Märchenwelt des Morgenlandes« nur Kopfschütteln hervorgerufen, aber die demokratische Revolution von 1918 habe eine Persönlichkeit hervorgebracht, die mehr über die Menschheit zu sagen habe als andere Politiker. Was das für die praktische Politik bedeuten würde, bliebe abzuwarten.
Die Ernennung des parteilosen Rosen durch Reichskanzler Joseph Wirth zum Außenminister in einer Mitte-Links-Koalition stieß in der deutschen Presse auf positives Echo. Man hielt den Berufsdiplomaten für die beste Besetzung, einen Mann des Kompromisses und der Ausgewogenheit, der sich durch seine mehr als 30-jährige diplomatische Tätigkeit für das Amt qualifiziert habe.
Die meisten Zeitungen druckten seinen Lebenslauf: Geboren 1856 in Leipzig, in Jerusalem dreisprachig (deutsch, englisch, arabisch) aufgewachsen, hatte Rosen bei seinem Vater im heimischen Detmold Persisch gelernt und in Leipzig, Göttingen und Paris Indologie studiert. In den 1880er Jahren war er zunächst Hauslehrer des indischen Vizekönigs Frederick Hamilton-Temple-Blackwood in London und unterrichtete danach Persisch und Urdu am neu gegründeten Berliner Seminar für Orientalische Sprachen.
Die auf Großbritannien ausgerichtete Orient-Politik verfolgte Rosen auch in Iran
1890 trat Rosen in den Auswärtigen Dienst des Deutschen Reichs ein. Nach einem Jahr als Dragoman – ein Dolmetscher mit administrativen Aufgaben – folgte seine längste Station als Dragoman und Geschäftsträger am Kadscharen-Hof in Teheran von 1891 bis 1898. Danach vertrat er den deutschen Konsul in Bagdad, bevor er im Zuge des Besuchs von Kaiser Wilhelm II. im Heiligen Land Generalkonsul in Jerusalem wurde.
Geprägt von seinen Erfahrungen im innersten Kreis der Regierung Britisch-Indiens, sah Rosen Deutschland auf globaler Ebene in einer Juniorposition an der Seite von Großbritannien. Auch bedingt durch seine ausgeprägte Anglophilie – seine Mutter und seine Frau Nina kamen aus einer englischen Musikerfamilie – war dies ein Grundzug im Denken Rosens. Trotz der anziehenden deutschen Wirtschaft und Wissenschaft erschien ihm die militärisch-politische Vormachtstellung des britischen Imperiums nicht aufholbar.
Diese auf Großbritannien ausgerichtete Orient-Politik verfolgte Rosen auch in Iran. Das Land wurde schon in den 1890er Jahren von den Briten kommend vom Golf und den Russen vom Kaukasus aus dominiert. Briten und Russen waren in der Administration, im Militär und in der Wirtschaft tief verwurzelt, und neben dem Hof des Schahs waren die britischen und die russischen Gesandtschaften in Teheran die großen Machtzentren des Landes. Hingegen war kaum mehr als eine Handvoll Deutscher in Iran ansässig, und die deutsche Delegation bestand aus lediglich zwei Entsandten.
In dieser Lage nutzte Rosen seine Persischkenntnisse, um ein ums andere Mal über seine Arbeitskontakte und Freunde am Hof des Schahs an privilegierte Informationen zu kommen. Die aufgrund dieser Einblicke verbesserte Informationslage fand im Auswärtigen Amt weithin Beachtung. In Berlin suchte man nach neuen Absatzmärkten für die deutsche Wirtschaft, und das von den Handelsströmen und Eisenbahnnetzen abgeschnittene Iran galt als ein möglicher Expansionsraum.
Am engsten verbunden war er mit Zahir Al-Dowleh, dem Schwiegersohn von Nasir Al-Din Schah
Allerdings bezweifelte Rosen, dass deutsche Firmen ohne den militärischen Rückhalt einen den der Russen und Briten vergleichbaren Profit aus ihrem Engagement in Iran ziehen könnten. So wies Rosen darauf hin, dass man sich am besten mit den Briten gut stelle und darüber hinaus Persisch lerne, am besten auch gleich die in der persischen Sprache so zentrale Poesie, um dort geachtet zu werden und auch in schwierigen Situationen bestehen zu können.
Rosen war des Persischen in Wort und Schrift mächtig, wie 300 erhaltene Briefe zeigen, und verkehrte in mehreren intellektuellen Kreisen um den Hof des Schahs in Teheran. Am engsten verbunden war er mit Zahir Al-Dowleh, dem Schwiegersohn von Nasir Al-Din Schah (1831-1896), Zeremonienmeister am Hof und ein prominenter Sufi-Reformer, der für sein Land nach Wegen in die Moderne suchte, die in der Kultur Irans verwurzelt waren.
Ein weiterer politischer Partner war Amin Al-Sultan (1858–1907), der langjährige Premierminister Irans. Rosen sah den umstrittenen Al-Sultan nach besten Vermögen im Interesse seines Landes handeln, obwohl die Situation mit den dominanter werdenden Russen und Briten immer aussichtsloser wurde. Die instabile politische Situation in Iran bereitete den Weg für Intrigen.
Rosen engagierte sich ein ums andere Mal an der Seite des Premiers und trat als sein Fürsprecher bei den Briten ein, als im Chaos nach der Ermordung Naser Al-Din Schahs 1896 durch einen Nationalisten auch das Leben Al-Sultans in Gefahr geriet.
Rosen war noch selbst über den beschwerlichen Karawanenweg von Beirut über Damaskus nach Bagdad angereist
Nachdem Reichskanzler Bernhard von Bülow 1897 als Reaktion auf das schwächelnde deutsche Wirtschaftswachstum und soziale Verwerfungen die »Weltpolitik« ausgerufen hatte, traten auch bis dato für Deutschland als uninteressant erachtete Länder in den Blick. Rosens Berichterstattung aus dem Orient wurde für besonders gut befunden und qualifizierte ihn für mehr.
1900 wurde er zum Leiter des Orientreferats in der erhabenen politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes berufen. Maßgeblich von seinem Expertenwissen angetrieben, stieg der bürgerliche Rosen aus orientalischer Obskurität in die inneren Kreise der weiterhin vom Adel dominierten deutschen Machtzirkel um Bülow und Kaiser Wilhelm II. auf.
Dabei erachtete Rosen das Potenzial der deutschen Außen- und Wirtschaftspolitik in seinem Zuständigkeitsbereich zwischen Marokko, Osmanischem Reich, Iran, Indien und Äthiopien als begrenzt. Schon in Bagdad hatte Rosen die Folgen der Erschließung des Zweistromlands durch die Eisenbahnlinie Berlin-Bagdad, die bald in aller Munde sein sollte, mit Skepsis betrachtet.
Rosen war noch selbst über den beschwerlichen und mitunter gefährlichen Karawanenweg von Beirut über Damaskus nach Bagdad angereist und schrieb in Briefen an seine Familie, ob all diese zweifelsohne wichtigen Zivilisationsarbeiten, die die Türken durchführten, nicht den kulturellen Charakter und deren Eigenarten zu drastisch verändern würden.
Auf einer Bahnreise von Konstantinopel nach Konya 1904 machte sich Rosen ein Bild über die Auswirkungen der Erschließung. Wie er in Berichten an seine Vorgesetzten im Auswärtigen Amt und an den Kaiser zu Papier brachte, stellte Rosen entlang der Eisenbahnstrecke positive wirtschaftliche Entwicklungen und eine Konsolidierung der osmanischen Macht in Anatolien fest.
Jedoch stelle sich die Frage, ob sich die deutsche Beteiligung, die zweifelsohne das Mistrauen der Russen, Briten und Franzosen wecken musste, für Deutschland politisch und wirtschaftlich auszahlen würde – und ob man sich nicht durch die Eisenbahn unvorteilhaft an den nach wie vor »untergehenden kranken Mann von Europa« ketten würde.
Zwar hieß das politische Spiel um die Jahrhundertwende Imperialismus – mit dem Wettlauf um Afrika als wiederkehrenden Mittelpunkt europäischer Rivalitäten – aber trotz seiner Stellung war Rosen nicht von kolonialem Hurra-Patriotismus beseelt. Seine Entsendung als Sondergesandter nach Äthiopien im Frühjahr 1905 unterstrich diese Haltung.
Der von ihm mit dem äthiopischen Kaiser Menelik II. ausgehandelte Freundschaftsvertrag war auf die Stärkung der Wirtschaft und der Souveränität des Gebirgsreichs ausgerichtet. Eine private Nebenabsprache Rosens mit Menelik II. legte die Grundlage für die Ausgrabungen in der für das frühe Christentum bedeutsamen Stadt Axum unter deutscher wissenschaftlicher Leitung. Die Ausgrabungsstücke verblieben in Äthiopien, und Menelik II. teilte Wilhelm II. mit, er habe »Rosen zu meinem Freund ernannt«.
ln Europa verfestigte sich das Bild des chaotischen Marokkos, in dem der Sultan die Kontrolle verloren hatte
Auch in seiner anschließenden Zeit als Gesandter in Marokko von 1905 bis 1910 mühte sich Rosen, den Sultan und seine Repräsentanten zu stärken und dabei gleichzeitig deutsche Wirtschaftsinteressen zu verfolgen – trotz der zu diesem Zeitpunkt bereits aussichtslosen Lage des Landes angesichts der französisch-spanischen Übermacht.
Die pro-islamische Einstellung Rosens wurde gespeist aus seinem Wissen um die vergangenen wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen des Landes. Sie passte auch zu der Rhetorik von Wilhelm II. nach seiner Rede am Grab von Saladin in Damaskus 1898, als sich der deutsche Monarch zum Beschützer der 200 Millionen »Muhammedaner« auf der Welt erklärt hatte.
So unterstützte der Kaiser dann auch explizit Rosens politische Kontakte mit dem in Europa als »Räuberhauptmann« verschrienen Gouverneur Nordmarokkos, Ahmad Bin Muhammad Al-Raisuli, in dem der Hohenzoller einen Wiedergänger Götz von Berlichingens sah. Derweil verfestigte sich in Europa das Bild des chaotischen Marokkos, in dem der Sultan die Kontrolle verloren hatte und fanatisierte Massen, angestachelt von Aufrufen zum Dschihad, Europäer attackierten.
Auch dem konnte Rosen, wie er ein ums andere Mal ans Auswärtige Amt berichtete, keine Richtigkeit abgewinnen. Die von der europäischen Presse berichtete Gewalt sei nichts Ernstes und vergleichbar mit Auseinandersetzungen zwischen »bayerischen Jünglingen«.
Im Vorlauf zum Ersten Weltkrieg beeinflussten die Erfahrungen in Marokko Rosens weitere Positionierung
Die Bemühung der Dschihad-Rhetorik sei auch nur Ausdruck der Ohnmacht der Bevölkerung und der Eliten angesichts der drohenden Annexion durch Frankreich, die aber nicht dazu führen würde, dass die Marokkaner sich blindlings fanatisiert ins Verderben stürzen würden. »Sie haben die Überlegenheit unserer Waffen erkannt«, zitiert Rosen einen französischen Offiziellen.
Im Vorlauf zum Ersten Weltkrieg beeinflussten diese Erfahrungen in Marokko Rosens weitere Positionierung zur Pan-Islam- und Dschihad-Politik des Deutschen Reichs. Um der zunehmenden Begeisterung des Kaisers für eine etwaige Mobilmachung der Muslime gegen die europäischen Rivalen Russland, Frankreich und Großbritannien entgegenzuwirken, und das wachsende Interesse der deutschen Heeresleitung am Dschihad als Wunderwaffe zu entzaubern, überreichte Rosen 1913 Wilhelm II. bei einem Besuch in Potsdam ein Memorandum, in dem er versuchte, des Kaisers »Lieblingsidee« zu entkräften.
»Selbst nicht in den letzten schweren Schicksalsjahren des Islams« habe es »ein Zusammenwirken oder eine gegenseitige Unterstützung der drei großen islamischen Gruppen gegeben: der Schiiten, der Maghribiten und der unter dem Osmanenszepter vereinigten Sunniten. Die Klüfte, welche diese Gruppen trennen, sind weniger dogmatischer als legitimistischer Natur«, schreibt Rosen.
Weiter versuchte er dem Kaiser klarzumachen, dass »nirgends auch eine erfolgreiche Anstrengung gemacht worden ist, durch Anpassung an die Erfordernisse unserer Zeit die staatliche und gesellschaftliche Organisation zu verjüngen, wie dies in Japan geschehen ist. Das Jungtürkentum war eine dem Wesen des Islam so fremde Bewegung, dass sein Misserfolg ein unausbleiblicher war.«
Gerade in den gedichteten Lehren der oft als degeneriert oder esoterisch abgetanen Sufis sah Rosen die Entwicklungspotenziale
»Der Niedergang der muhammedanischen Staaten ist vielmehr ein allgemeiner und der schließliche Untergang nur eine Frage der Zeit. Endlich ist es auch nichts Ernstes mit einer sogenannten panislamischen Bewegung oder gar mit dem sogenannten heiligen Krieg, von dem unsere Zeitungen von Zeit zu Zeit ein Schreckbild entwerfen«, schreibt Rosen weiter. »Alle muhammedanischen Gemeinwesen scheinen vielmehr einem unerbittlichen Naturgesetz zu unterliegen, daß sie mit oder ohne Reform – und meist gerade durch die Reform – dem unaufhaltsamen Untergange entgegenführt.«
Dabei war Rosens politisches Denken, was die Entwicklungspotenziale »orientalischer« Länder anging, wesentlich komplexer, als er das sorgfältig für den erratischen Kaiser verpackt hatte. Bereits in seiner Leipziger Doktorarbeit von 1891 wurden die Grundzüge seines Denkens klar, als er über das in Indien selbst für Bollywood richtungsweisende Theaterstück »Indar Sabha« (1853) von Hassan Agha Amanat schrieb.
In dem der indischen Kompositkultur entsprechenden religiös und kulturell synkretistischen Drama fand Rosen den Beweis für eine »unabhängige moderne Kulturentwicklung«, die für Indien viel besser passen würde als jegliche Versuche der Rückkehr zu einem mythischen Urreinzustand oder der zwangsläufig fehlerhafte Import von Shakespeare oder anderer europäischer Theaterformen.
Auf die »organische Entwicklung« aus den bestehenden kulturellen Elementen der Länder, die er schätzen und achten lernte, käme es an. So drückte er es auch in seiner Einführung zu einer Übersetzung des »Mathnawi« des bedeutenden Sufi- Gelehrten und Dichters Jalal Al-Din Rumi (1207-1273) aus. Gerade in den gedichteten Lehren der oft als degeneriert oder esoterisch abgetanen Sufis sah Rosen die Entwicklungspotenziale in der islamischen Welt liegen, während die europäische Einmischung aus seiner Sicht meist kontraproduktiv wirke.
Im Krieg versuchte Rosen , gegen die, wie er fand, von Karl May inspirierte Orientpolitik der deutschen Militärs zu intervenieren – vergeblich
Rosen fand mit solchen Ausführungen im Getümmel der Vorkriegszeit jedoch nur selten Gehör. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war er zum Gesandten in Portugal aufgestiegen und nicht mehr aktiv in der deutschen Orientpolitik involviert. Trotz seines direkten Drahts zum Kaiser fand er kein Durchkommen gegen die Vormachtstellung der aggressiven Anhänger der Flottenpolitik. Im Krieg selbst versuchte Rosen abermals, gegen die, wie er fand, von Karl May inspirierte Orientpolitik der deutschen Militärs zu intervenieren – vergeblich.
Allein im Winter 1917/18 gelang es ihm, beim Kaiser seine von Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg betriebene Entsendung mit einer militärischen Truppe nach Teheran zu verhindern. Diese Episode überzeugte ihn von der Unzurechnungsfähigkeit der unter dem Druck der Oberheeresleitung stehenden deutschen Regierung.
Eine Erkenntnis, die darin resultierte, dass er im Frühjahr 1918 als Gesandter in Den Haag ein deutsches Ultimatum an die niederländische Regierung schlicht nicht überreichte. Stattdessen deeskalierte Rosen die Situation mit seinen niederländischen Partnern und verhinderte einen deutschen Überfall.
Willst du, o König, einen Rat anhören,
Besser als aller Weisheitsbücher Lehren?
Vertrau’ ein Amt nur wahrhaft Weisen an.
Wenngleich kein Amt begehrt ein weiser Mann.
So zitierte 1921 die Vossische Zeitung ein weiteres von Rosen übersetztes Gedicht aus Sa'dis »Gulistan«. Und doch hatte Rosen sein Leben dem gewidmet, was Sa'di in einer Reihe von antithetischen Gedichten gefordert hatte: die würdige und notwendige Anwendung von Wissen in der Politik. Entlang seiner Karrierestationen zeigte Rosens Handeln und Wirken trotz »besseren Wissens« die begrenzten Möglichkeiten der Implementierung von wissensbasierter Politik in einer von Machtpolitik getriebenen Welt auf.
Eine Bilanz, der Rosens Erfolge gegenüberstehen. Etwa die Etablierung der Iranistik an der Universität in Göttingen, auf Ausgleich ausgerichtete diplomatische Beziehungen mit Äthiopien, die leise politische Unterstützung der Reformer am Hof der Kadscharen-Schahs in Iran und von progressiven iranischen Studenten und Intellektuellen in der Folgezeit sowie seine Übersetzungen persischer Poesie ins Deutsche.
Nachdem Rosen im Sommer 1921 mit den USA einen Friedensvertrag ausgehandelt hatte, trat er im Herbst des gleichen Jahres nach der Abspaltung Oberschlesiens von Deutschland unter dem Druck der Franzosen und Briten mit der gesamten Regierung zurück. Wissen über »den Orient« spielte in der weltpolitisch geschrumpften deutschen Politik in seiner Amtszeit keine Rolle.
Die im 13. Jahrhundert aufgeworfenen Fragen Sa'dis zum Verhältnis von Macht und Wissen, die Rosen in dieser Zeit des Imperialismus zum Nachdenken anregten und die er auch für eine weite deutsche Leserschaft zugänglich machen wollte, bleiben auch heute von nicht minderer Relevanz, wenn es darum geht, wie interkulturelle Politik gestaltet werden sollte.
Amir Theilhaber hat Internationale Beziehungen und Islamwissenschaft in Brüssel und Jerusalem studiert, 2018 wurde er an der Technischen Universität Berlin promoviert. Seine Dissertation »Friedrich Rosen: Orientalist Scholarship and International Politics« erschien im Herbst 2020.