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Mitarbeiter-Mittwoch: Sam Alrefaie, Redakteur Arabisch bei zenith

»In Damaskus war mein Leben eine Achterbahnfahrt«

Portrait
Sam Alrefaie
Foto: Luisa Seutter

Aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums von zenith, stellen wir jeden Mittwoch einen Mitarbeiter der zenith-Redaktion oder der Candid Foundation vor. Diese Woche: Sam Alrefaie, Redakteur Arabisch.

Über Sam:

In Latakia, Syrien aufgewachsen, anschließend Ausbildung zum Hotelfachmann und Koch. Seine wahre Leidenschaft definiert er so: Kochen, Fußball und Politik. Außerdem liebt er die arabische Sprache in der alten Lyrik der Umayyaden und Andalusier.

 

Wofür bist du in der Redaktion berühmt bzw. berüchtigt?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Fakt ist, dass ich jedes Mal zu Hilfe gerufen werden, wenn es irgendwo technische Probleme gibt. Ich schätze also, ich bin der »Technik-Typ« im Büro.

 

Wie sieht Dein »perfekter« Arbeitstag aus bei zenith aus?

Der beginnt mit einer lustigen Gesprächsrunde an der Kaffeemaschine mit dem gesamten Team. Es folgt ein Plausch mit Robert über Fußball und daraufhin starte ich in den Tag und schaffe es, alle meine Aufgaben zu erfüllen, ohne dass eine unvorhergesehene dringende Mission dazwischenkommt.

 

»Den Nahen Osten näherbringen« - Was bedeutet das für Dich?

Heutzutage gehört Massenkonsum zu unserer Kultur, Nachrichten werden zu Ware und ähnlich wie Fast Food vermarktet und konsumiert. Die Menschen lesen die Nachrichten und kennen weder die Hintergrundgeschichten noch die tatsächlich Tiefe der Ereignisse, die in der ganzen Welt passieren. Das gilt gerade für die MENA-Region: Ständig passiert dort etwas und gerade weil diese Region eine solche Komplexität und lange Geschichte mit sich bringt, ist es wichtig, die Bedeutung jeder noch so kleinen Begebenheit dort nachvollziehen zu können. Daher bedeutet der zenith-Slogan für mich: Den Nahen Osten einem europäischen Publikum in seiner Komplexität zu erklären – auf Grundlage von Erfahrungswerten und fundierter Analyse und mit dem Ziel, die ganze Sache ein bisschen weniger verwirrend zu machen und mit den negativen Vorurteilen aufzuräumen, die Menschen immer noch bezüglich dieser Region haben.

 

Welche zenith-Ausgabe ist dir am meisten in Erinnerung geblieben? (Warum?)
Die Ausgabe über Syrien (04/2017) mit sehr vielen interessanten Themen zu meinem Heimatland. Das Cover war meine Idee!

Sam Alrefaie
Foto: Luisa Seutter

  

Welches Buch würdest du jedem weiterempfehlen?

Auf Arabisch: »Azazeel« (عزازيل) von Youssef Ziedan. Ein Buch, das ich sehr gerne mag. Es erzählt die Geschichte des religiösen Konflikts im Nahen Osten – vor dem Islam – und erläutern den inneren Kampf zwischen religiösen Überzeugungen und der menschlichen Natur.

 

Auf Englisch: »The First Muslim« von Lesley Hazlton. Eines meiner Lieblingsbücher. Es war das erste Buch, das ich gelesen habe, indem der Islam und der Prophet Muhammad aus einer historischen und politischen Perspektive beschrieben werden und nicht aus einer rein spirituellen.

 

Welches Gericht kochst du gut und gerne?

Als leidenschaftlicher Koch und Liebhaber der guten Küche gibt es viele Gerichte, die ich gerne koche und esse. Zum Beispiel liebe ich »Mahshi«. Das ist ein syrisches Gericht mit Aubergine, Zucchini und Paprika, gefüllt mit würzigem Reis und Hackfleisch, gekocht in Tomatensoße. Mein absolutes Lieblingsgericht ist aber »Molukhia«. Aber hey! Diejenigen, die lernen wollen, wie man das beste syrische Essen kocht, sollten sich für die zenith-Kochkurse mit mir anmelden.

 

Wen wolltest du schon immer einmal interviewen?

Henry Kissinger. Ich glaube, dass er eine sehr interessante Geschichte hat. Und er spielte eine enorm wichtige Rolle in der Gestaltung der MENA-Region, wie wir sie heute kennen.

 

Einen Ort, den du niemals vergessen wirst?

Die Stadt, in der mein Leben wie eine Achterbahnfahrt war: Damaskus.

 

Ein Ereignis, das du niemals vergessen wirst?

Es gibt einige Ereignisse, die ich niemals aus meinen Erinnerungen werde streichen können. Wenn ich mein persönliches Leben außer Acht lasse, gehören die Aufstände in Ägypten, Libyen und Syrien zu den wichtigsten Erinnerungen in meinem Leben.

 

Warum würdest du Anderen empfehlen, zenith Club-Mitglied zu werden?

Weil eine zenith-Mitgliedschaft dir eine großartige und exklusive Gelegenheit bietet, an Events teilzunehmen, die dir Fenster in eine faszinierende und komplexe Region öffnen, die Auswirkungen auf das Leben und die Politik der gesamten Welt hat.

Von: 
zenith-Redaktion
Fotografien von: 
Luisa Seutter

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