Jeden Freitag kuratieren wir fünf Twitter-Accounts zu einem bestimmten Thema. In dieser Woche: Das Massaker an Zivilisten im Dorf Ogossagou im Zentrum Malis.
Rida Lyammouri ist Senior Fellow beim marokkanischen Thinktank »Policy Center for the New South«. Sein Fokus liegt auf afrikanischer Geopolitik.
Auf Twitter kommentiert er den Besuch des malischen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta im Dorf Ogossagou nach dem Überfall am 23. März. Insbesondere in den sozialen Medien kam das Staatsoberhaupt dabei nicht gut weg, wie Lyammouri beobachtet. Die Stippvisite gleiche »einem Arzt, der eine Leiche untersucht«, so der Tenor. Auch bei vergleichbaren Gräueltaten in der Vergangenheit sei es bei symbolischen Gesten seitens der Regierung geblieben.
#Mali: #IBK visit to Ogossagou today was not appreciated by the Malian people, at least what I witnessed in social media where it was described as a “doctor checking a dead body.” I recall similar afterward visits recently but clearly didn’t change anything! #Sahel pic.twitter.com/VaAuOHu1QQ
— Rida Lyammouri (@rmaghrebi) March 26, 2019
Anna Schmauder ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am niederländischen »Institut Clingendael für internationale Beziehungen«. Dort liegt ihr Themenschwerpunkt auf Friedenssicherung und dem Zusammenspiel von Migration und Sicherheit im Sahel.
Auch auf ihrem Twitter-Account informiert sie über Politik und Gesellschaft in den Staaten der Region und kritisiert mitunter die deutsche Berichterstattung, die ihrer Meinung nach die dem grausamen Massaker nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt. Sie weist zudem darauf hin, dass nicht 160 Menschen ums Leben gekommen sind, sondern auch 2.000 Menschen in Folge des Massakers auf der Flucht sind.
More than 2 000 displaced to surrounding villages in the context of last Saturdays massacre in #Ogossagou, central #Mali . Number of civilians killed up to 160 via @OCHAROWCA https://t.co/vxr9Yzl1vg @jhjezequel with valuable context: https://t.co/4jvBxeck4l pic.twitter.com/LSa2sQMrWv
— Anna Schmauder (@annateesch) March 26, 2019
Das »Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten« (OCHA) der Vereinten Nationen wurde 1991 ins Leben gerufen und hat die Aufgabe, humanitäre Hilfe in bedürftigen UN-Mitgliedsstaaten zu leisten.
Die Zweigstelle in Mali informiert auf Twitter über die aktuelle humanitäre Lage in Ogossagou: Den Überlebenden des Angriffs mangele nicht nur an der Grundversorgung an Wasser, Nahrung, Kleidung und Unterkunft, sondern auch an psychologischer Unterstützung.
#Mali
— OCHA Mali (@OCHA_Mali) March 27, 2019
Les rescapés d' #Ogossagou sont ds une vulnérabilité extrême. Ils ont besoin de protection, d’accompagnement psychologique, d’, de soins de santé , de vivres, d’habits, d’abris
Le Gouvernement & les part. humanitaires fournissent l’assistance d’urgence aux + vulnérables. pic.twitter.com/BfVdvITokM
Ashley Leila Maiga ist freie Journalistin und twittert aus der Hauptstadt Bamako zu aktuellen Entwicklungen in dem westafrikanischen Land.
Sie zitiert in ihrem Post Hamidou Ongoiba, Vizepräsident des »Ginna-Dogon-Bundes« zur Förderung der Dogon-Kultur«. Die Täter sollen Angehörige dieser Volksgruppe sein, die vor allem im Osten Malis beheimatet ist. Ongoiba rief dazu auf, »die Opfer nicht zu ethnisieren«.
Hamidou Ongoiba, vice-président de l'association Ginna Dogon, qui promeut la culture dogon, a appelé à ne pas "ethniciser ces victimes". "Pour nous qu'ils soient de n'importe quelle ethnie, ce sont des victimes maliennes", a-t-il dit à l'AFP. #MALI pic.twitter.com/tktib3DBNu
— Ashley Leïla MAIGA (@AshleyLelaMAIGA) March 26, 2019
Dougoukolo Alpha Oumar Ba-Konaré hat malische Wurzeln und arbeitet als klinischer Psychologe in Paris.
Seit dem Massaker auf Angehörige der Fulbe twittert er aber besonders ausführlich über die historischen Beziehungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen und Stammesverbänden in Mali, in denen er die Ursache für den Gewaltausbruch sieht. »Ich finde es empörend, zu sagen, dass wir in dieser Krise nicht über ethnische Zugehörigkeit sprechen sollten.« Die Opfer wären nicht gestorben, weil sie Malier waren, sondern weil sie den Fulbe angehörten. Gleiches gelte für Opfer der Volksgruppe der Dogon, die Vergeltungsangriffen aus Reihen der Fulbe ausgesetzt seien.
Je trouve très offusquant de dire qu’il ne faut pas parler d’ethnie dans cette crise, et qu’il n’y a pas d’ethnie, juste des maliens, etc. Non! Ces victimes n’ont pas été tuées car maliennes, mais car #PEUL. Tout comme les victimes de milices peules vengeresses avec des #Dogon.
— Baba Alfa Umar (@BiiFuuta) March 26, 2019