Lesezeit: 6 Minuten
Twitter-Tipps: Die marokkanische #MeToo-Kampagne Masaktach

»Ich schweige nicht«

Analyse
Follow Friday

Jeden Freitag kuratieren wir fünf Twitter-Accounts zu einem Thema. In dieser Woche: die marokkanische #MeToo-Kampagne »Masaktach«

Ihre Geschichte war der Ausgangspunkt einer Bewegung in Marokko, die zurzeit die sozialen Medien im Königreich aufwühlt: Am 13. Juni 2018 wurde die 17-jährige Khadija vor dem Haus ihrer Tante in Casablanca überfallen und entführt. Es folgten schreckliche zwei Monate, in denen mehrere junge Männer sie unter Drogen und Alkohol setzten und sie anschließend vergewaltigten, folterten und ihren Körper tätowierten. Ihre Eltern konnten Khadija erst befreien, nachdem sie den Entführern versprochen hatten, nicht gerichtlich gegen sie vorzugehen. Khadija entschied sich im August jedoch, an die Öffentlichkeit zu gehen und brachte damit die #Masaktach-Kampagne ins Rollen. »Masaktach« bedeutet »Ich schweige nicht« im marokkanischen Dialekt des Arabischen. 

 

1. Masaktach

Wer einen Überblick über die gesamte #Masaktach-Kampagne bekommen möchte, ist hier genau richtig. Hinter dem Account steckt nach eigenen Angaben ein »Kollektiv aus Frauen und Männer, die sich gegen Gewalt und Missbrauch an Frauen einsetzen«. Hier kann nicht nur die Geschichte Khadijas auf Englisch, Französisch oder Arabisch nachgelesen werden. Darüber hinaus werden auch ein Großteil der Tweets mit dem Hashtag #Masaktach retweeted.

 

 

2. Zineb L.

Die Juristin hat die #Masaktach-Kampagne im August 2018 mitgegründet. Eine der ersten Aktionen der Bewegung richtete sich gegen den marokkanischen Sänger Saad Lamjarred, der wegen dreifacher Vergewaltigung vor Gericht steht. Mit dem Hashtag #LamjarredOut forderten die Aktivistinnen Mitte September von Radio- und Fernsehsendern, die Lieder des Sängers aus dem Programm zu nehmen. Die Aktion zeigte Wirkung, mehrere Medienvertreter distanzierten sich daraufhin von dem Sänger.

 

 

3. Boutaina Azzabi Ezzaouia

Die marokkanische Journalistin arbeitet für den englischsprachigen Kanal von Al Jazeera mit Sitz in Doha. Trotz der geografischen Entfernung zu Marokko hat auch sie sich der Kampagne verschrieben. Nach dem Fall Khadija sorgten am 21. Oktober 2018 innerhalb von 24 Stunden zwei weitere Vergewaltigungen für einen Aufschrei im Netz. Die Täter hatten die Taten gefilmt und die Videos anschließend in sozialen Medien online gestellt. 

 

 

4. Maria Karim

Die Aktivistin ist seit Jahren für ihren Einsatz für Menschenrechte und gegen sexuellen Missbrauch an Frauen in Marokko bekannt. Auf ihrem Twitter-Account dokumentiert sie zurzeit insbesondere die Reaktionen auf den zurzeit laufenden Prozess im Fall Khadija. Zwölf Männer wurden bereits festgenommen. Am Mittwoch fand die dritte Gerichtsverhandlung in Beni Mellal in Zentralmarokko statt. 

 

 

5. Leila Slassi

Die marokkanische Anwältin gilt ebenfalls als eine der führenden Unterstützerinnen der #Masaktach-Kampagne. Als ein bedeutender Erfolg der marokkanischen Frauenrechtsbewegung, gilt das Gesetz 103-13, das die marokkanische Regierung am 12. September 2018, ein halbes Jahr nach seiner formalen Verabschiedung, in die Realität umsetzte. Es ermöglicht Frauen erstmals, sexuelle Belästigung zur Anzeige zu bringen. Tätern drohen ein bis sechs Monate Haft oder Strafzahlungen bis zu bis zu 10.000 marokkanische Dirham, umgerechnet tausend Euro. 

 

Von: 
zenith-Redaktion

Banner ausblenden

Die neue zenith 02/2022 ist da: Reise zum Mittelpunkt der Erde

Reise zum Mittelpunkt der Erde

Die neue zenith ist da: mit einem großen Dossier zur Region Persischer Golf und überraschenden Entdeckungen. Von Archäologe über Weltpolitik und Wattenmeer zu E-Sports und großem Kino.

Banner ausblenden

Newsletter 2

Der heiße Draht

Frische Analysen, neue Podcast-Folgen, exklusive Einladungen zu Hintergrundgesprächen und Werkstattberichte: Jeden Donnerstag erhalten tausende Abonnenten den zenith-Newsletter. Sie  wollen auch auf dem Laufenden bleiben? Dann melden Sie sich hier kostenlos an.

Banner ausblenden

WM Katar

So eine WM gab es noch nie

Auf 152 Seiten knöpfen sich Robert Chatterjee und Leo Wigger alle wichtigen Fragen rund um die erste Fußball-WM in einem arabischen Land vor.