Jeden Freitag kuratieren wir fünf Twitter-Accounts zu einem bestimmten Thema. In dieser Woche: Der Tod von Ägyptens früherem Präsidenten Muhammad Mursi.
Sechs Jahre saß der schwerkranke Mohammed Mursi im eigenen Land in Isolationshaft – ohne Bett und medizinische Versorgung. Am Montag ist der ehemalige ägyptische Präsident während einer Gerichtsverhandlung zusammengebrochen und gestorben. Nach Angaben der ägyptischen Regierung erlag er einem Herzinfarkt.
Joseph Bahout ist Nahost-Experte beim Think Tank Carnegie Endowment for International Peace, lehrt unter anderem an der Science Po in Paris und berät die französische Regierung zur MENA-Region.
Hier kommentiert der libanesische Experte den Auftritt des ehemaligen tunesischen Präsidenten Moncef Marzouki bei Al-Jazeera, der als Reaktion auf Mursis Tod vor laufender Kamera in Tränen ausbrach.
This is a very moving tv segment...#Tunisia’s 1st post-revolution President, irresistibly weeps after evoking the fate of #Egypt’s first democratically elected President dead in court yesterday.pic.twitter.com/zGMi43CqV5
— Joseph Bahout باحوط (@jobahout) June 18, 2019
Amr Khalifa ist Journalist und schreibt aus Kairo unter anderem für das kritische ägyptische Online-Magazin Mada Masr und die englischsprachige Zeitung The New Arab.
Hier fasst er die Reaktionen ägyptischer User auf die Umstände von Mursis Tod in den Soziale Medien zusammen. Das Bild zeigt den ehemaligen Präsidenten auf dem Cover des Magazins TIME. Das Blatt nannte Mursi im Dezember 2012 den »wichtigsten Mann im Nahen Osten«.
Egyptian Twitter today,after the death of #MohamedMorsi , is both angry, emotional and volatile on both sides of the political lever.
— Amr Khalifa (@Cairo67Unedited) June 17, 2019
People who have known others on here for years are blocking one another over warring reactions to the tragedy pic.twitter.com/RFETQBc0lr
Josh Stacher ist Politikwissenschaftler, Autor und Professor an der Kent State University in Ohio. Stacher forscht zu staatlicher Gewalt und Protestbewegungen im Nahen Osten und Nordafrika.
Der Amerikaner hat eine Vorliebe für lange Twitter-Threads. Diese Form des Sammelbeitrags nutzt er auch für seine relativ langen, reflektierten Gedanken über die Person Muhammad Mursi. Bahout hat den Ex-Präsidenten im Rahmen seiner Forschung persönlich kennengelernt und erinnert sich an die oft widersprüchlichen und konfliktreichen Begegnungen und Gespräche mit dem ersten Muslimbruder-Präsidenten Ägyptens.
My thoughts on #MohammedMorsi:
— josh stacher (@jstacher) June 18, 2019
I wouldn’t call him a friend. But I met him dozens of times. I interview him several times. I walked with him in his town of Zagaziq during elections. We smelled tear gas on the streets there as the Mubarak regime tried to stop people from voting.
Mona Eltahawy gehört zu den wohl bekanntesten Frauenrechtlerinnen der arabischen Welt und schreibt für die Washington Post und die New York Times. Auf Twitter diskutiert sie meist über Gleichberechtigung, Feminismus und Geschlechterverhältnisse in der Region. Außerdem macht sie immer wieder auf Menschenrechtsverstöße in ihrem Heimatland Ägypten aufmerksam – und geriet so auch in den Fokus der Sicherheitsbehörden. Im November 2011 wurde sie von der ägyptischen Polizei verhaftet, sexuell belästigt und geschlagen.
Das Thema Rechte für Inhaftierte greift sie auch in diesem Post über die Misshandlung Mursis im berüchtigten Tora-Gefängnis auf.
In my latest oped, I ask how many of #Egypt’s 60k political prisoners are being subject to slow-motion death sentences via denial of medical care, cruelty & neglect that led to Mohamed Morsi’s death. I opposed Morsi, as I also opposed Mubarak & now Sisi. This is about rights. https://t.co/RG6M4cOHHZ
— Mona Eltahawy (@monaeltahawy) June 19, 2019
Rami Khouri ist ehemaliger Direktor des »Issam Fares Institut for Public Policy and International Affairs« an der American University Beirut (AUB). Der Amerikaner jordanisch-palästinensischer Abstammung moderiert unter anderem im jordanischen Fernsehen Sendungen zu Archäologie, Geschichte, Sicherheit und Verteidigung bis hin zu aktuellen politischen und sozialen Fragen.
Hier setzt er die Behandlung von politisch Inhaftierten in Ägypten mit der in Lage in Saudi-Arabien in Verbindung – beide Länder stünden nun wegen des Todes prominenter Regierungsgegner international am Pranger.
My latest column for The New Arab on the significance of UN demands for investigations of the policies of Egypt and Saudi Arabia. Arab impunity meets its match? https://t.co/JmUetm6LeH
— Rami G. Khouri (@RamiKhouri) June 20, 2019