Entstehung, Zerstörung, Rekonstruktion: Die Bonner Kunst- und Ausstellungshalle dokumentiert die turbulent-tragische Forschungsgeschichte einer 3.000 Jahre alten orientalischen Kultur und ihres Entdeckers Max von Oppenheim.
Entstehung. Entdeckung. Zerstörung. Rekonstruktion. Ausstellung. »Abenteuer Orient – Max Freiherr von Oppenheim und seine Entdeckung des Tell Halaf« ist einzigartige Ausstellung. Sie lässt einen staunen über die Kultur der Aramäer, die bahnbrechende Geschichte der Exponate und über die zauberhafte Welt des Orients.
In vier Abschnitten kann der Besucher auf die Reise gehen, all das näher kennenzulernen. Erhellende Texte und zeitgenössische Fotografien liefern Informationen und Antworten auf viele Fragen. Wer war Max Oppenheim? Wie wurde Tell Halaf entdeckt? Was geschah mit dem berühmten Tell Halaf-Museum in Berlin? Wie wurden diese Kunstwerke nach der Bombardierung 1943 wieder rekonstruiert? Die Ausstellung bietet jedoch viel mehr als Informationsvermittlung. Sie lebt von starken Impressionen.
Der erste Raum präsentiert in zahlreichen Vitrinen prachtvolle Gewänder, goldener Schmuck und Gefäße, flankiert von Schwarz-Weiß-Fotografien an den Wänden, die Oppenheim im Orient zeigen. Es wirkt alles ein wenig gedrängt, wie in einem Zelt mitten in der Märchenwelt. Neben dem türkisen Baldachin, der in der Mitte aufgespannt ist, fehlen eigentlich nur noch ein Sitzkissen und eine Tasse heißen Mokkas. Die folgenden Räume sind der Geschichte gewidmet. Die Wände sind gefüllt mit Texten, Bildern und Landkarten, die den Weg der Exponate schildern.
Beginnend bei von Oppenheims erstem Besuch im Orient bis hin zur Rekonstruktion in den Jahren 2001 bis 2011. Das Highlight der Ausstellung: Zum ersten Mal werden die rekonstruierten Statuen der Eingangsfassade des Westpalasts gezeigt. Im Vordergrund der Kunstwerke hängen lange Stoffsäulen. Es werden Projektionen von Alternativen der Statuen gezeigt. So bekommt man einen Eindruck, wie die Fassade des Palastes ausgesehen haben könnte. Daneben zeigt ein Kurzfilm die rekonstruierte Architektur des Westpalastes.
Max von Oppenheim begibt sich 1899 auf eine Privatreise durch den Orient. Ihm kommen Geschichten über sonderbare Funde zu Ohren. Seine Neugier ist geweckt und die Route wird verändert. Die sonderbaren Funde sind Ausgrabungen der ehemaligen Hauptstadt des aramäischen Königreichs aus dem Jahr 1000 v.Chr. An der heutigen syrisch-türkischen Grenze werden geheimnisvolle Steinbilder freigelegt.
Aufgrund der fehlenden Grabungsgenehmigung kann die Ausgrabungskampagne erst 1911 beginnen. Er errichtet eine kleine Ausgrabungsstadt mit eigenem Holzpalast und 500 Arbeitern. Beeindruckende Statuen werden entdeckt. Nach zwei Jahren Arbeit kommt der nächste Rückschlag. Ihm wird die Ausfuhr der entdeckten Kunstwerke verwehrt. 1927 kehrt der Visionär zurück, findet die Ausgrabungen größtenteils unversehrt wieder und darf nun zwei Drittel der Funde nach Deutschland exportieren.
Das letzte Drittel bekommt das Nationalmuseum in Aleppo. Zurück in Berlin gründet von Oppenheim Museum, Stiftung und Institut. Er will der Welt die Kultur aus dem ehemaligen Osmanischen Reich zeigen. Im Jahre 1943 die Katastrophe: Das Museum und seine Exponate werden bombardiert und vollkommen zerstört. Die DDR bewahrt die Millionen von Scherben lediglich auf. Erst nach der Wiedervereinigung werden von 2001 bis 2010 die Rekonstruktionsarbeiten veranlasst. Am Schlusspunkt der Ausstellung kommt man an einem unscheinbaren Bild vorbei.
Erst auf den zweiten Blick erkennt man den Eingang des Nationalmuseums in Aleppo. Es zeigt den Eingang, der von Nachbildungen der Statuen des aramäischen Palastes flankiert, ist. Die Kunstwerke sind kaum erkennbar, weil prall gefüllte Sandsäcke sie verdecken. Somit durchleben diese Statuen einen weiteren Teil Geschichte. Und der Besucher? Er wird zurückgeholt in die Gegenwart. Eine Gegenwart mit einem zerstörten Syrien fernab von Faszination und Kunst.